Die Sage vom Leichensee ... Von dieser Örtlichkeit berichtete schon Brüggemann im 18. Jahrhundert, dass auf dem Burgwall ehemals ein Raubschloß gestanden habe, dessen Bewohner die Körper der Beraubten und Erschlagenen in den See geworfen hätten, wovon der See den Namen Leichensee erhalten habe. Der Abfluss des Leichensees zur Randow heißt im Volksmunde auch "Totengraben". Die Sage fand auch Schumann noch im Jahre 1887 vor, und sie existiert noch heutigen Tages in unserer Gegend. Die Insassen der Raubritterburg pflegten durch Ketten, die sie quer über die Randow gelegt hatten, die vorbeifahrenden Schiffe aufzuhalten, auszuplündern und die Bemannung im Leichensee zu ertränken. Mit Recht bemerkt Schumann dazu, dass diese Sage offenbar mit dem Glauben an die ehemalige Schiffbarkeit der Randow zusammenhängt, hat man doch sogar den Seeräuber Störtebecker im Randowtal lokalisiert. Der Raubritter, der auf dem Retziner Burgwall und auf einer Nachbarburg gehaust hat, soll Hans von Ramin geheißen haben. Er soll zwei Ketten über die Randow gezogen haben, die 50 Schritte voneinander getrennt lagen und zwei Zoll über dem Wasser ganz stramm angezogen waren. Wenn er nun ein Schiff von weitem ankommen sah, versteckte er sich mit seinen Leuten im Rohr und Schilf am Ufer des Wassers und ließ die vordere Kette schlaff, so dass sie unter Wasser ging. Sowie das Schiff darüber fort war, zog er sie wieder straff an, und wenn nun das Schiff zwischen den beiden Ketten festsaß, fiel er mit seinem Raubgesindel darüber her, erschlug die Mannschaft und nahm alles Gut für sich. Die Leichen wurden in den See geworfen, nach der langen Seite des Berges hin. Oft traf es sich, dass die Räuber eine stärkere Mannschaft fanden, als sie erwartet hatten; dann läuteten sie eilig eine große Glocke, die sie für diese Zwecke am Ufer aufgehängt hatten, worauf ihnen von beiden Burgen Hilfe kam. Abschließend berichtet die Sage, dass die Glocke nach dem Tode des Raubritters in den See gestürzt worden ist. Darin soll sie noch heute liegen und stets am Johannistage gegen mittags 12 Uhr läuten. Die Ermordeten und die Mörder sollen jetzt noch in mancher Nacht um den Leichensee herumgehen, dass es gefährlich wäre, sich bei Dunkelheit in diese Gegend zu begeben. Die zahlreichen Angler, die nach getaner Arbeit am Leichensee Erholung finden, warten aber nicht auf das Läuten der Glocken, sondern lächeln über diesen Aberglauben, der früher in den Köpfen der Menschen spukte. Aber wer weiß schon ob.......